Zum Brit Horror pflege ich eine persönliche Verbindung. Denn die ersten Horror-Sachen, die ich als Kind in den 80ern zu Gesicht bekommen habe, waren Filme wie Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes mit Vincent Price und Horror-Express mit dem kultigen Duo Christopher Lee und Peter Cushing. Und dann kamen irgendwann diese schönen Hammer-Horrorfilme dazu.
Im Grunde war es im Vereinigten Königreich wie überall anders auch – Wo sich im späten 19. Jahrhundert der Film entwickelte, standen auch phantastische Stoffe mit auf dem Plan. Eigentlich bot die Kultur des Landes mit ihren zahlreichen wegweisenden Autoren von Schauergeschichten, wie Mary Shelley, Robert Louise Stevenson und natürlich Bram Stoker. Die bekannten Monster und Horrorfiguren Dracula, Frankenstein und eben Dr. Jekyll & Mr. Hyde waren hier zu der Zeit zuhause, als der Film seine ersten Schritte unternahm. Und doch dauerte es bis in die 1950er-Jahre, bis eine Tradition von britischen Horrorfilmen begründet wurde. Filme wie der Episoden-Horror Traum ohne Ende (1945), der den Amerikaner Milton Subotsky dazu inspirieren sollte, mit seinem Kompagnon Max Rosenberg in England die Produktionsschmiede Amicus Productions zu gründen, die für ihre Horror-Anthologien berühmt wurde, blieben bis dahin die Ausnahme.
Die Geburt des Brit Horror fiel zusammen mit dem durchschlagenden Erfolg des Hammer Horrors, der sogar weltweit für Furore sorgte. Im eigenen Land etablierte sich Hammer Films als Horrorschmiede aber nicht mit den altmodischen Monstren, sondern mit dem SF-Horror Schock (1955). Der Erfolg des Films motivierte die Studiobosse, weiter auf die Gruselschiene zu setzen. Mit Frankensteins Fluch (1957) wurde dann das Blut rot und die Sache ernst. Universal Pictures versuchte, den Release zu verhindern. Doch der weltweite Erfolg des Films ließ den amerikanischen Studioriesen umdenken und man ging eine Kooperation mit den Engländern ein. Es folgten Dracula (1958), Der Fluch der Pharaonen (1958) und Der Fluch von Siniestro (1960), welche die Universal-Monster in den Bray-Studios vereinten.
Es dauerte nicht lange, und der Erfolg Hammers zog Konkurrenz nach sich, die von dem Horror-Boom prosperieren wollte. Darunter waren einige „Eintagsfliegen“, sie hießen Artists Alliances oder Planet Productions und produzierten nur wenige Filme und überlebten nur eine Handvoll Jahre. Wenn überhaupt. Der wohl größte Player neben Hammer Films waren die eben schon erwähnten Amicus Productions. Subotsky und Rosenberg realisierten schon Stadt der Toten (1960) mit Christopher Lee, starteten offiziell aber erst mi Die Todeskarten des Dr. Schreck (1964) durch. Ihre Zeit währte aber auch nur gute 10 Jahre, Mitte der 70er gingen sie zusammen mit den Hammer Films unter. Die amerikanischen Traditionsstudios, die ihre Filme auf dem Weltmarkt vertrieben, hatten keine Scheu mehr, ihre eigenen Genrefilme zu drehen. Die goldenen Jahre des Brit Horrors waren vorüber.
In der zweiten Hälfte der 80er konnte der Hype um Horror-Autor Clive Barker und seinem Film Hellraiser (1987) dem britschen Horrorfilm einen kurzzeitigen Schub verpassen. Doch es dauerte bis zum Millenium, dass Filme wie 28 Days Later (2002), Eden Lake (2008) oder Die Frau in Schwarz (2012), letzterer aus den wiederbelebten Hammer Studios, den Horrorfilmen von den britischen Inseln wieder einen gewissen Stellenwert in der Filmwelt zu verleihen.
Bekannte Filme
- Frankensteins Fluch (1957)
- Dracula (1958)
- Der Hund von Baskerville (1959)
- Das schwarze Museum (1959)
- Das Dorf der Verdammten (1960)
- Bis das Blut gefriert (1963)
- Ekel (1965)
- Das grüne Blut der Dämonen (1967)
- Die Braut des Teufels (1968)
- Der Hexenjäger (1968)
- Die Teufel (1971)
- The Wicker Man (1973)
- Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)
- Theater des Grauens (1973)
- Mondblut (1974)
- Sklavin des Satans (1976)
- X-Tro – Nicht alle Außerirdischen sind freundlich (1982)
- Die Zeit der Wölfe (1984)
- Hellraiser (1987)
- Der Biss der Schlangenfrau (1988)
- 28 Days Later (2002)
- Dog Soldiers (2002)
- Eden Lake (2008)
- Heartless (2009)
- Die Frau in Schwarz (2012)