Peter Cushing – Der monströse Gentleman

Peter Cushing (1913-1994) Lesedauer: ca. 7 Minuten

Peter Cushing wurde am 26. Mai 1913 in Kenley, Surrey geboren. Er besuchte das Shoreham College und im Anschluss die Guildhall School of Music and Drama. Er gehörte danach zum Ensembles des Theaters von Worthing, Sussex, bevor er 1939 in die Vereinigten Staaten übersiedelte, um in Hollywood sein Glück zu versuchen.

Seine erste, kleine Filmrolle hatte Cushing in Der Mann mit der eisernen Maske (1939) von James Whale. Es folgten 1940 einige weitere, teils unkreditierte Auftritte, u.a. auch in Laurel & Hardy – In Oxford, ehe es ihn 1941 wieder in die Heimat zog. Dort diente er in der Entertainments National Service Association, die mit kostenlosen Vorführungen für die Unterhaltung der britischen Truppen sorgte.

Peter Cushings Durchbruch ließ lange auf sich warten

Zurück auf der Insel erhielt Peter Cushing seine erste größere Rolle nach dem Krieg. In Hamlet (1948) von Sir Laurence Olivier spielte er den Osric. Er war in der Folgezeit auch öfters im englischen Fernsehen zu sehen und wurde in der Mini-Serie Pride and Prejudice (1952) einem größerem Publikum bekannt. In Epitaph for a Spy (1953) übernahm er dann die Hauptrolle des englischen Journalisten Josef Vadassey, der in Frankreich als Spion verhaftet wird. Nebenher spielte er öfters in Produktionen für das BBC Sunday-Night Theatre. In dieser TV-Reihe wurden von 1950-59 insgesamt 521 Stücke live aufgeführt. 1956 erhielt Peter Cushing bei den BAFTA  TV Award die Auszeichnung als bester Schauspieler. Es ist jedoch heute nicht mehr zu eruieren, für welche Rolle.

Auch nach seinem Durchbruch kehrte der Mime immer wieder zum Fernsehen zurück, spielte den Caius Cassius in der Mini-Serie The Spread of the Eagle (1963) sowie den berühmten Meisterdetektiv in 16 Folgen Sherlock Holmes (1968). Ein letztes Mal mimte er die Figur von Sir Arthur Conan Doyle in The Mask of Death (1984) vom früheren Hammer-Regisseur Roy Ward Baker. Er spielte außerdem in 2 Folgen der Kult-Serie Mit Schirm, Charme und Melone (1967 & 1976) und in einer Episode von Gerry Andersons Mondbasis Alpha 1 (1976).

Im Kino spielte Cushing weiter eher kleine Rollen wie in Moulin Rouge (1952) von John Huston – auch Christopher Lee gehörte zum Cast – oder Alexander der Große (1956). Manchmal waren es größere wie in Das Ende einer Affäre (1955) von Edward Dmytryk.

Mit Hammer Films zum Horror-Star

1957 kam schließlich ein Rollenangebot, welches die Weichen für Cushings Zukunft stellen und ihm im Alter von nun 40 Jahren zum Genre-Star machen sollte. Für Hammer Films übernahm er die Rolle des Baron Frankenstein in Frankensteins Fluch, dem ersten Horrorfilm des Studios in Farbe, außerdem wurde es seine erste richtige Zusammenarbeit mit Christopher Lee und Regisseur Terence Fisher, die von da an Hammers Dreamteam bilden sollten. Die Chemie zwischen den beiden Schauspielern stimmte, es ging daraus eine innige Freundschaft hervor, die bis zu Peter Cushings Tod andauerte. In den folgenden Jahren wurden sie häufig zusammen gebucht, spielten danach noch in 18 weiteren Filmen. Und beide wurden zu den prägendsten Gesichtern des Hammer Horrors.

Peter Cushing erschafft als Frankenstein ein Monster…

Die Rolle des Viktor Frankenstein , bekannt aus Mary Shelleys berühmten Roman, wurde eine seiner Paraderollen. Der Charakter des ebenso ambitionierten wie skrupellosen Wissenschaftlers verrohte dabei mit jedem Film immer weiter. Die einzige Ausnahme stellt dabei Frankensteins Ungeheuer von Freddie Francis dar, der sich ein wenig mehr an die Filme des Universal Horror anlehnte. Ganze sechsmal verlieh Peter Cushing den Baron sein Gesicht, bis auf die erwähnte Ausnahme immer unter Terence Fisher:

  • Frankensteins Fluch (1957)
  • Frankensteins Rache (1958)
  • Frankensteins Ungeheuer (1964)
  • Frankenstein erschuf ein Weib (1967)
  • Frankenstein muss sterben! (1969)
  • Frankensteins Höllenmonster (1974)

Nach dem großen Erfolg von Frankensteins Fluch folgte im selben Jahr noch Yeti, der Schneemensch unter der Regie von Val Guest, wieder in Schwarz/Weiß, dann 1958 Dracula, er übernahm die Rolle des Prof. Van Helsing. Das Trio drehte Der Hund von Baskerville, in dem er das erste Mal den Sherlock Holmes mimte, und Die Rache der Pharaonen von 1959. Die brennenden Augen von Schloss Bartimore (1964), sollte der letzte der 5 Filme des Dreamteams (unter der Leitung der Hammer Films) werden.

… und jagt eines als Van Helsing

Den Vampirjäger Van Helsing sollte sich Peter Cushing genauso überstülpen wie eine zweite Haut, wie es bei Frankenstein der Fall war. Er spielte die Rolle fünfmal, gönnte sich innerhalb der Reihe aber eine Auszeit. In vier Filmen stand Christopher Lee seinem Freund nicht als Gegner gegenüber, im ersten Sequel war es Lee, der fehlte:

Im Erotik-Horror Gruft der Vampire (1970) war er in einer Nebenrolle als Vampirjäger General von Spielsdorf zu sehen, der die Familie des lesbischen Vampirs Ingrid Pitt auslöscht. In Draculas Hexenjagd (1971) – der Vampirgraf wurde im deutschen Titel hinzugedichtet – mimte er den religiösen Eiferer. Er muss sich hier, zwischen diversen Verbrennungen vermeintlicher Hexen, mit seinen Zwillingsnichten, den Playmates Maria & Frieda Gellhorn, herumschlagen.

Peter Cushing ist immer ein Teil von Hammer

In Das Schwert des Robin Hood (1960) war er Sheriff von Nottingham, der Widersacher des Helden. Obwohl das Oberhaupt einer Schmugglerbande, gehörte er dann in Die Bande des Captain Clegg (1962) wieder zu den Guten. She – Herrscherin der Wüste (1965), einer Adaption des gleichnamigen Romans von Henry Rider Haggard, zeigte ihn an der Seite vom ersten Bond-Girl Ursula Andress. In Furcht in der Nacht (1973) hat er als alternder Internatsdirektor nur wenige Szenen. 

Hammers Koproduktionen mit den Shaw Brothers Studios aus Hongkong wurden 1974 seine letzten Kinofilme für das Kult-Studio: Bei Ti Lung – Der tödliche Schatten des Mr. Shatter reichte es nur für eine kleine Nebenrolle, aber für Die sieben goldenen Vampire schlüpfte er ein letztes Mal in die Rolle von Vampirjäger Van Helsing. Dieser pfählt hier in China asiatische Vampire, die sich mit Dracula verbünden. 1980 spielte er dann in der TV-Serie Hammer House of Horror in der Episode „The Silent Scream“ einen alten Safeknacker. Mitte der 80er-Jahre verschwanden die Hammer Films Studios, denen Peter Cushing seine große Karriere verdankte und deren Weg er so auch entscheidend mit prägte, dann in der Versenkung.

Der Horror-Star ist gut gebucht

Doch Peter Cushing drehte nur 22 seiner knapp 100 Spielfilme für Hammer Films. Er war gerade in den 60ern ein von den anderen Produktionsfirmen von der Insel ein häufig gebuchter Genre-Star.

Cushing spielte den Dr. Knox in Der Arzt und die Teufel (1960) von John Gilling – dieser stieß später auch zu Hammer Films –, einer Bearbeitung der Geschichte der Leichendiebe und Mörder Burke & Hare, hier dargestellt von George Rose und Donald Pleasancec.

Bei Insel des Schreckens (1966) arbeitete er wieder mit Regisseur Terence Fisher zusammen, für den Sci-Fi-Horror Brennender Tod (1967) vervollständigte dann Christopher Lee wieder das Dreamteam, beide Filme produzierte die kurzlebige Planet Film Productions.

Auch der spätere britisch-spanische Horror-Klassiker Horror-Express (1972) brachte ihn mit Kumpel Christopher Lee zusammen. Dieses Mal bestritten sie gleichberechtigt die beiden Hauptrollen. In dem Film von Eugenio Martin geht es um einen außerirdischen Parasiten im Transsiberian Express. Zum Ende hat auch Telly Savalas einen zwar kurzen, aber ungemein eindrucksvollen Auftritt.

Horror-Häppchen bei Amicus und American International Pictures

Peter Cushing wurde vor allem sehr häufig von Amicus, einem Konkurrenten der Hammer Films gebucht. Er spielte in folgenden ihrer Anthologie-Horrorfilme:

Auch nach dem Aus für Amicus trat er 1977 noch in Das Unheimliche auf. Es war ein weiterer Anthologie-Film, vom ehemaligen Amicus-Chef Milton Subotsky produziert.

In zwei Filmen wurde er zur Sci-Fi-Kultfigur in Dr. Who and the Daleks (1965) sowie Dalek‘ Invasion Earth 2150 AD (1966). Mit Christopher Lee als Co-Star drehte er Der Schädel des Marquis de Sade (1966). Es folgte Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse (1970), wo Cushing und Lee nur kleine Rollen spielten – es gesellte sich in der Koproduktion von Amicus und American International Pictures (AIP) deren amerikanischer Horror-Star Vincent Price zum illustren Cast.

1972 war er ein weiteres Mal neben Price zu sehen. AIP brachte die Stars für das Sequel Die Rückkehr des Dr. Phibes zusammen, allerdings spielt hier Cushing nur eine kleine Rolle. In Das Schreckenshaus des Dr. Death/Madhouse (1974), einer weiterer Koproduktion von AIP und Amicus, war er dann neben Vincent Price als Co-Star gelistet. Abermals für eine AIP-Amicus-Kollaboration stand er in Der sechste Kontinent (1976), frei nach Jules Verne, von Kevin Connor vor der Kamera. Für diesen arbeitete er später abermals bei Im Banne des Kalifen (1979), in dem Christopher Lee die Hauptrolle übernahm. Dazwischen drehte er noch Amicus‘ Version des Jekyll/Hyde-Themas namens I, Monster (1971), wiederum neben Christopher Lee. Danach folgten noch Embryo des Bösen (1973) von Roy Ward Baker und der Werwolf-Film Mondblut (1974).

Auf für die kleinen britischen Fantastik-Studios war sich Peter Cushing nicht zu schade

Für Tigon British Productions gab er einen gut gebildeten Inspektor in Das Blutbiest (1968) und in Nachts, wenn das Skelett erwacht (1972) stand er wieder an der Seite von Lee.

Eine andere Firma, die am Horror-Boom der 60er prosperieren wollte, war Titan International Pictures. Peter Cushing spielte in Die Bestie mit dem Skalpell (1968), einem Ripoff des französischen Horror-Klassikers Augen ohne Gesicht von 1960, einen Chirurgen, der zum Mörder wird, um das entstellte Gesicht seiner jungen Frau wiederherzustellen. In Incense for the Damned (1970) hatte er es mit einer Vampirin zu tun. Beide Filme inszenierte Rupert Hartford-Davies.

Auch Christopher Lee gründete 1972 seine eigene Produktionsgesellschaft Charlemagne Productions, die allerdings nur einen Film hervorbrachte. Dieser hieß Das Dunkel der Nacht (1973), und die Hauptrolle darin übernahm er natürlich höchstselbst. Außerdem konnte er den Hammer-Regisseur Peter Sasdy und natürlich seinen guten Freund Cushing für die Produktion gewinnen.

Die kleine Filmschmiede Tyburn Film Productions produzierte 1989 die TV-Dokumentation Peter Cushing: One Way Ticket to Hollywood. Für diese drehte er Die Legende des Werwolf (1975) und Der Ghul (1976), jeweils unter der Regie von Freddie Francis.

Star Wars und die Spätphase von Peter Cushings Karriere

1977 folgte dann eine Rolle, an die sich viele erinnern sollten, aber über die er nie gerne sprach – er bekrittelte einmal, dass man ihm, der auf großem Fuße lebte, nicht, wie gewohnt, ein extra angefertigtes Paar Schuhe zur Verfügung stellte –, als Grand Moff Tarkin in Krieg der Sterne – heute auch im Deutschen offiziell Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung.

Danach begann aber der Stern von Peter Cushing zu sinken. In Shock Waves – Die aus der Tiefe kamen (1977) spielte er einen SS-Offizier, der in Begriff ist, eine Zombie-Armee aufzubauen, die Komödie No Secrets! (1979), die ihre Premiere erst 1996 auf ITV feierte, brachte ihn wieder mit Hammer-Weggefährte Oliver Reed zusammen.

Mit Das Geheimnis der Monsterinsel (1981) stand noch einmal Jules Verne auf dem Programm, Regie führte der Spanier Juan Piquer Simón. Es folgte der Actionfilm Panik im Casino (1981) mit Hugo Stiglitz und Claudine Anger. Beides waren spanisch-britische Koproduktionen und weder bei Kritikern noch beim Publikum besonders wohl gelitten.

Das Londoner Büro von Cannon Films versammelte 1983 für Das Haus der langen Schatten die Horror-Legenden Peter Cushing, Christopher Lee, Vincent Price und John Carradine vor der Kamera, Regisseur Pete Walker brachte auch noch seinen Star Sheila Keith mit ein. Die Horror-Komödie genießt heutzutage unter der Fangemeinde einen gewissen Kult-Status, der wohl mehr dem Allstar-Cast denn der Qualität des Films geschuldet ist.

Im Jahr darauf bestritt Cushing noch in der Kult-Komödie des Trios David Zucker/Jim Abrahams/Jerry Zucker – kurz ZAZ –, Top Secret, einen Cameo als Buchhändler. Sein letzter Film war Der Biggels-Effekt (1986).

Am 11. August 1994 verstarb Peter Cushing, ausgezeichnet mit dem „Order of the British Empire“ OBE, mit 81 Jahren.

 

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