Quentin Tarantino nannte es „Aussiesploitation“, was Mike Hartley für seine Dokumentation Not Quite Hollywood von 2007 zu „Ozploitation“ abkürzte.
Das australische Kino erwacht
Den Anfang machten Sexploitation-Filme im Reportage-Stil wie The Naked Bunyip (1970). Ein großer Erfolg war die Erotikkomödie Stork (1971) mit Bruce Spence. Doch natürlich bietet sich die neue Freiheit nicht nur für Sex, auch der andere menschliche Trieb, der andere große Publikumsmagnet will bedient werden: Gewalt!
Und so steht Ozploitation außerhalb von Australien in den meisten Fällen für Thriller, Action- und Horrorfilme, hauptsächlich Exploitation- und Genrefilme, die nach dem Erfolg von Filmen wie der Mad Max (1979) und Patrick (1978) zu Exportschlagern aus Down Under avancieren.
Das Outback als heimlicher Hauptdarsteller der Ozploitation
Ein Alleinstellungsmerkmal und Verkaufsargument der Ozploitation-Filme im Ausland war das Land selbst, welches eine markante Bühne für die erzählten Geschichten bot. In Wake in Fright (1971) von Ted Kotcheff (Rambo) wird das Outback zu einer Hölle auf Erden, auch Tier-Horror wie Long Weekend (1978) und Razorback (1984) von Russell Mulcahy, oder das Manhunt-/Revenge-Movie Fair Game (1986) profitierten enorm von der Weite der Steppe, der diesen Filmen seinen unvergleichlichen Scope verlieh. Eine mythische Überhöhung der unwirtlichen, heißen Steppe, über die unzählige Erzählungen der einheimischen Aborigenes existierten, bot sich natürlich an.
Bedeutende Filmemacher der Ozploitation
Der wohl bekannteste Genre-Filmemacher aus Down Under ist sicherlich George Miller (Die Hexen von Eastwick, Ein Schweinchen namens Babe). Sein Mad Max (1979) machte Mel Gibson zum Star, das Sequel Mad Max II (1982) ebnete ihm und Gibson dann auch den Weg nach Hollywood. Die Action-Reihe wurde noch kurz darauf als amerikanische Koproduktion mit Mad Max III – Jenseits der Donnerkuppel/Mad Max: Beyond Thunderdome (1985) und dem späteren Mad Max: Fury Road (2015), hier mit Tom Hardy in der Titelrolle, fortgesetzt. Letzterer konnte 2016 sogar sechs Oscars einheimsen, bei insgesamt zehn Nominierungen. Miller selbst ging allerdings leer aus.
Ein weiterer Pionier der Ozploitation war Horror-Regisseur Richard Franklin, der mit dem Supernatural Slasher Patrick (1978) einen Überraschungshit landen konnte. Nach dem Slasher Roadgames (1981) mit Stacey Keach und Scream Queen Jamie Lee Curtis ging es für ihn nach Hollywood, wo er das späte Sequel Psycho II (1983) inszenierte.
Eine große Karriere kann auch Peter Weir (Der einzige Zeuge, Master & Commander) vorweisen. Er begann sein Karriere mit dem skurillen Die Autos, die Paris fraßen/The Cars that Ate Paris (1974) seine Karriere als Ozploitation-Regisseur. Danach konnte er in seiner Heimat mit den Mystery-Filmen Frühstück am Valentinstag/Picnic at Hanging Rock (1975) und Die letzte Flut/The Last Wave (1977), oder auch dem Kriegs-Drama Ein Jahr in der Hölle/The Year of Living Dangerously (1982) mit Mel Gibson überzeugen. Mitte der 80er ging es für ihn nach Hollywood.
Der Engländer Brian Trenchard-Smith drehte mit Der Mann aus Hongkong (1975) den ersten großen, australischen Actionfilm mit Asia-Star Jimmy Wang Yu und Ex-Bond George Lazenby. Auch mit Insel der Verdammten/Turkey Shoot (1982) und Crabs – Die Zukunft sind wir/Dead End Drive-In (1986) hinterließ er als wichtiger Genre-Regisseur bleibenden Eindruck.
20 Jahre Dornröschenschlaf bis zur Wiedergeburt
Über die 80er-Jahre ebbte das ausländische Interesse für australische Genre-Ware immer mehr ab, was wohl auch daran lag, dass einige wichtige Talente nach Übersee abgewandert waren. Es ist scheint irgendwie schizophren, dass erfolgreiche Filme wie etwa Crocodile Dundee (1987), der für einen wahren Australien-Hype führte, kaum positive Auswirkungen auf das Genre-Kino hatte. Im Gegenteil, denn in den 90er-Jahren kam die Ozploitation dann komplett zum Erliegen, und die übrigen Filmschaffenden wandten sich nun dem Mainstream oder gleich dem Fernsehen zu.
Erst ab Anfang der 2000er-Jahre verschafften junge Filmemacher wie die Spierig Brothers mit ihren Filmen wie Undead (2003) und Daybreakers (2009) oder Greg McLean, der mit dem fiesen Backwood-Horror Wolf Creek (2005) auch international Erfolge, was nicht nur ein Sequel, sondern sogar eine ganze TV-Serie nach sich zog, für frischen Wind in der Ozploitation. Für Nachschub ist seitdem wieder stets gesorgt.
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