Aussie-Ticket to Hollywood

Sydney mit Oper als Hintergrund für Aussie-Ticket to Hollywood Lesedauer: ca. 5 Minuten

Natürlich war die Ozploitation-Welle der 70er und 80er auch ein Sprungbrett für australische Regisseure für höhere Weihen, quasi ein Aussie-Ticket to Hollywood. Einige realisierten in den USA u.a. weitere Genrefilme und z.T. auch große Mainstream-Hits. Ich möchte euch fünf der wichtigsten Vertreter australischer Filmkunst, die es in die Traumfabrik geschafft haben, kurz vorstellen. Außerdem gebe ich euch einen kleinen Überblick über ihr Schaffen, über die Filme, die sie in Australien und Hollywood gedreht haben.

Aussie-Ticket to Hollywood (1): Peter Weir

Der 1944 in Sydney geborene Peter Weir hat nur am Rande an der Ozploitation-Welle partizipiert und sich schnell ernsteren Themen zugewandt. Er gehörte als Student dem Kollektiv Ubu Films an, wie auch Phillip Noyce (BLINDE WUT, DAS KARTELL) und Bruce Beresford (MISS DAISYS CHAUFFEUR, DOPPELMORD). Seinen skurrilen Debütfilm DIE AUTOS DIE PARIS AUFFRASSEN/THE CARS THAT ATE PARIS kann man der Ozploitation zuordnen, schon seine nachfolgenden Mystery-Meisterwerke PICKNICK AM VALENTINSTAG/PICNIC AT HANGING ROCK und DIE LETZTE FLUT/THE LAST WAVE lassen eigentlich jedes exploitative Element vermissen.

Mit dem fürs TV gedrehten Horrorfilm WENN DER KLEMPNER KOMMT/THE PLUMBER kehrte Weir noch einmal zum Genrefilm zurück, bevor ihm die Kriegsfilme GALLIPOLI und EIN JAHR IN DER HÖLLE/THE YEAR OF LIVING DANGEROUSLY mit dem aufstrebenden Aussie-Star Mel Gibson den Weg zu seinem ersten Hollywood-Film, den Neo-Noir-Krimi DER EINZIGE ZEUGE/THE WITNESS, ebnete, der ihm auch seine erste von sechs Oscar-Nominierungen mit sich brachte. Er inszenierte in der Folgezeit Klassiker wie DER CLUB DER TOTEN DICHTER/DEAD POET’S SOCIETY (1989), DIE TRUMAN SHOW/THE TRUMAN SHOW (1998) und MASTER & COMMANDER (2003). Sein bisher letzter Film war das Kriegsdrama THE WAY BACK (2010), das trotz guter Kritiken im Kino floppte.

Before:

After:


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Aussie-Ticket to Hollywood (2): Richard Franklin

Richard Franklin, geboren 1947 in Melbourne und gestorben 2007 ebenda, erlernte sein Handwerk an der University of Southern California neben bekannten Regie-Grüßen wie George Lucas, Steven Spielberg und John Carpenter. In Kalifornien lernte er auch Alfred Hitchcock kennen, den er wegen einer Vorführung von COCKTAIL FÜR EINE LEICHE/ROPE an der USC kontaktierte. Die beiden wurden Freunde. Franklin ließ sich von Hitchcocks DAS FENSTER ZUM HOF/REAR WINDOW zu seinem Thriller ROAD GAMES inspirieren und er gab später dann mit PSYCHO II sein Hollywood-Debüt. Nach nur vier Filmen drehte er der Traumfabrik wieder den Rücken zu und kehrte nach Australien zurück. Dort drehte er u.a. den Pilotfilm der Serie DIE VERLORENE WELT/THE LOST WORLD und den Psycho-Thriller VISITORS. Nebenher hielt er an der Swinburne School of Film and Television Vorlesungen. Er starb 2007 mit nur 58 Jahren an Prostatakrebs.

Before:

  • The True Story of Eskimo Nell (1975)
  • Fantasm (1976)
  • Patrick (1978)
  • Roadgames (1981)

After:

Back to Ozploitation:

  • Visitors (2003)

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Aussie-Ticket to Hollywood (3): George Miller

Der bekannteste unter diesen Regisseuren dürfte sicherlich der 1945 in Chinchilla bei Brisbane geborene George Miller sein. Er studierte zusammen mit seinem Zwillingsbruder John Medizin an der University of New South Wales, wo sie im Abschluss-Semester einen einminütigen Kurzfilm für einen Wettbewerb drehten und ihn damit auch gewannen. George Miller hatte Blut geleckt und besuchte während seiner Zeit als Assistenzarzt nebenbei einen Workshop am Melbourne College. Dort lernte er den Filmstudenten Byron Kennedy kennen, und zusammen gründeten sie 1975 Kennedy Miller Productions. Sie schrieben und produzierten zusammen u.a. die ersten beiden MAD MAX-Filme, bevor Kennedy 1983 im Alter von nur 33 Jahren verstarb.

MAD MAX machte 1979 Mel Gibson zum Star und wurde der finanziell erfolgreichste Film weltweit bis dato, inklusive Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Nach zwei Sequels erhörte Miller den Ruf Hollywoods, wo er mit der Dark Fantasy-Komödie DIE HEXEN VON EASTWICK/THE WITCHES OF EASTWICK 1987 sein US-Debüt gab. Danach drehte der Australier dem Genrefilm über Jahre den Rücken zu, und kehrte erst mit MAD MAX: FURY ROAD wieder zu seinen Wurzeln zurück. Und er wurde dafür belohnt – der Film wurde 2016 für 10 Oscars nominiert (u.a. als bester Film und für die beste Regie) und konnte 6 Goldjungs einheimsen, Miller jedoch ging leer aus. Eine weitere Fortsetzung der MAD MAX-Reihe wird seither immer wieder diskutiert, hatte aber dank eines hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Einspiels von FURY ROAD bisher wenig Chancen bei Road Show Pictures und Warner Bros.

Before:

After:


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Aussie-Ticket to Hollywood (4): Simon Wincer

Simon Wincer, geboren 1943 in Sydney, arbeitete nach der Schule als Bühnenarbeiter beim Fernsehen und kletterte in zehn Jahren die Karriereleiter bis zum Regisseur von Fernsehserien hoch. Sein Kino-Debüt gab er 1979 mit dem Horrorfilm SNAPSHOT, der in den USA auch als THE DAY AFTER HALLOWEEN vermarktet wurde. Der darauf folgende Fantasy-Thriller HARLEQUIN (1980) gilt unter Fans als kleiner Klassiker.

Sein US-Debüt gibt Wincer 1985 mit dem SF-Film D.A.R.Y.L. – DER AUSSERGEWÖHNLICHE, er dirigierte Don Johnson und Mickey Rourke als HARLEY DAVIDSON & THE MARLBORO MAN (1991), doch sein bekanntester Film dürfte aber das Jugendabenteuer FREE WILLY – RUF DER FREIHEIT (1991) sein. Weitere bekannte Filme sind die us-australischen Koproduktionen QUIGLEY – DER AUSTRALIER/QUIGLEY DOWN UNDER (1990) und DAS PHANTOM/THE PHANTOM (1996), basierend auf der beliebten Comic-Reihe. Er arbeitete mit dem australischen Komiker Paul Hogan bei LIGHTNING JACK (1994) und CROCODILE DUNDEE IN LOS ANGELES (2001) zusammen. Die meiste Zeit in seiner Karriere war Simon Wincer jedoch beim Fernsehen tätig (u.a. DER RUF DES ADLERS, DIE ABENTEUER DES JUNGEN INDIANA JONES, INTO THE WEST).

Before:

  • Snapshot (1979)
  • Harlequin (1980)

After:


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Aussie-Ticket to Hollywood (5): Russell Mulcahy

Russell Mulcahy, 1953 in Melbourne geboren, begann schon mit 14 Jahren erste Kurzfilme mit seiner 8-mm-Kamera zu drehen. Nach seinem Schulabschluss arbeitete er als Cutter bei Channel Seven, einem australischen Sender, und schnitt dort nach der Arbeit seine eigenen Filme. Nebenher stand er noch im Theater als Schauspieler selbst auf der Bühne. Irgendwann fragte man ihn bei der Arbeit, ob er für eine Musiksendung Clips für verschiedene Lieder arrangieren könnte. Das führte zu Aufträgen von zuerst einigen bekannten australischen, dann auch englischen Bands. Schließlich ging er Ende der 70er in die USA, wo er für Virgin Records und MGM arbeitete. Mulcahy inszenierte Musikvideos für Hits wie „Hungry like a Wolf“ von Duran Duran, „Total Eclipse of the Heart“ von Bonnie Tyler und „Still Standing“ von Elton John.

Sein Spielfilm-Debüt gab er mit dem Tierhorrorfilm RAZORBACK (1984), in dem er das australische Outback als surreale (Alp-)Traumlandschaft mit einbezog. Doch er floppte in den Kinos, genau wie sein zweiter Film HIGHLANDER (1986), der sich dann aber mit Umweg über die Videotheken zu einem Kultfilm der 80er entwickelte. Das Sequel HIGHLANDER II (1991) ging danach durch die Production Hell, erlitt darauf bei Kritikern wie Publikum Schiffbruch, konnte aber die Franchise nicht versenken. In Hollywood lavierte er sich eher erfolglos durch die 90er. Erst mit RESIDENT EVIL: EXTINCTION (2007) gelang ihm dann ein großer Hit, der ihn aber auch nicht mehr aus der TV- und dtv-Ecke retten konnte, wo er zumindest einige Beiträge zum Genrefilm leisten konnte.

Before:

After:


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