Hammer und Universal Monsters

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Hammer und Universal sind zwei Namen, die jeden Fan des klassischen Horrors das Herz höher schlagen lassen. Und auch untereinander entwickelte sich schnell eine besondere Beziehung, als Hammer Films den Pfad des Monsterhorrors einschlug. Und dieser Schulterschluss sollte den Hammer Horror entscheidend prägen.

Es lebt!

Man trug sich 1957 bei Hammer mit dem Gedanken, ein originalgetreues Remake des Horror-Klassikers Frankenstein von 1931 zu produzieren. Doch als Universal Films davon Wind bekam, zog man vor Gericht, um Hammer an der Benutzung jeglicher Trademarks ihres bekanntesten Werkes zu untersagen. Also entschlossen sich Anthony Hinds und James Carreras, ihre Version in Farbe zu drehen. Außerdem musste Drehbuchautor Jimmy Sangster – eigentlich schrieb der spätere Amicus-Gründer Milton Subotsky ein Script für die amerikanischen Geldgeber des Projekts, das Hammer aber ablehnte –, der den Roman von Mary Shelley nie gelesen hatte, sein Script komplett überarbeiten, um weiteren Konflikten mit dem Studioriesen Universal aus dem Weg zu gehen.

Für die Hauptrolle wurde der im englischen TV zu Bekanntheit gelangte Peter Cushing verpflichtet. Christopher Lee stieß für die Rolle des Monster wegen seiner Größe zum Cast. Die Besetzung der beiden sollte dabei sich als Glücksgriff erweisen. Die Regie übertrug man Terence Fisher, der zwar noch keinen Hit im Rücken hatte, aber von den beiden Produzenten sehr geschätzt wurde. Lees Maske wurde bewusst naturalistisch gewählt, um jede Ähnlichkeit mit dem ikonischen Gesicht des 1931 von Boris Karloff gespielten Monsters zu vermeiden. Und das Monster, das hier wirklich aussah, wie aus Leichenteilen zusammengesetzt, verstörte viele Kritiker. Genauso stieß man sich seinerzeit an der mehr monströs denn menschliche Darstellung des Frankenstein. Der Wissenschaftler ging hier wissentlich über Leichen, was manche von ihnen regelrecht entsetzte.

Das Monster geht in Serie

Dem riesigen Erfolg von Frankensteins Fluch/The Curse of Frankenstein, des Horrorfilms, der als einer der ersten das Blut rot färbte, tat dies im Mai 1957 keinen Abbruch. Über die nächsten 17 Jahre folgten sechs weitere Teile aus den Hammer Films Studios: Frankensteins Rache (1958), Frankensteins Ungeheuer (1964), Frankenstein schuf ein Weib (1967), Frankenstein muss sterben (1969), Frankensteins Schrecken (1970) und Frankensteins Höllenmonster (1974). Außerdem produzierte man 1958 einen halb-stündigen Pilotfilm einer Frankenstein-TV-Serie für den amerikanischen Markt, in dem Anton Diffring den Baron spielte.


Die Verbindung zu YouTube wird erst mit dem Anklicken der Play-Taste aufgebaut. Mehr unter "Datenschutzerklärung".

Hammer und Universal vereinen ihre Kräfte

Der Major-Player aus den USA zeigte sich beeindruckt. Universal selbst steckte nach dem Krieg in einer Krise und war finanziell stark angeschlagen. Die Universal Monster Legacy hatte man wegen des schrecklichen Krieges zunehmend im Klamauk mit dem Komiker-Duo Abbott & Costello verheizt. Deswegen regte man eine Kooperation mit dem erfolgreichen Innovator aus England an.

Hammer Films sollte eine Farb-Version ihres legendären Dracula produzieren, wobei Universal sich mit der Hälfte des Budgets von 85.000 Pfund beteiligte. Schon im November 1957 startete die Produktion des Films mit der nahezu gleichen Crew, die schon Frankensteins Fluch zum Klassiker machte. Peter Cushing war der Star, spielte den manischen Vampirjäger Van Helsing. Christopher Lee mimte wieder das Monster, den erst distinguierten und dann animalischen Vampir Graf Dracula. Zusammen mit Regisseur Terence Fisher bildeten sie von nun an das Kernstück zu Hammers sogenannten Dream Team.

Nach einigen Schwierigkeiten mit der Zensur des BBFC startete Dracula im Mai 1958, trotz abermals lauer Kritiken, seinen Siegeszug durch die Lichtspielhäuser. Universal schickte den Film für den Run in den USA unter dem Titel Horror of Dracula zusammen mit ihrem The Thing that Couldn’t Die in die Kinos und wurde nicht enttäuscht.

Das Erfolgskonzept wird lange ausgereizt…

Hammer Films setzte die Reihe mit Dracula und seine Bräute (1960), dieses Mal ohne Beteiligung von Christopher Lee, fort. Der haderte mit dem Umstand, zwar einer der nominellen Stars zu sein, aber keine Hauptrollen zu spielen. Für Blut für Dracula (1966) setzte er sich die Beißerchen aber wieder ein. Er  gab für Hammer insgesamt siebenmal den Vampir. Es folgten Draculas Rückkehr (1968), Wie schmeckt das Blut von Dracula? (1970), Dracula – Nächte des Entsetzens (1970), Dracula jagt Mini-Mädchen (1972) und Dracula braucht frisches Blut (1973). Erst in Die sieben goldenen Vampire (1974), der in Kooperation mit den Shaw Brothers Studios aus Hongkong entstand, war er nicht mehr zu sehen.


Die Verbindung zu YouTube wird erst mit dem Anklicken der Play-Taste aufgebaut. Mehr unter "Datenschutzerklärung".

Mit Dracula begann eine fruchtbare, transkontinentale Partnerschaft zwischen Hammer und Universal. Bereits Anfang 1959 nahm sich Hammer Films des nächsten Monsters von Universal, der Mumie, an: Im Februar begannen mit dem bewährten Team die Dreharbeiten zu Die Rache der Pharaonen. Abermals musste sich Lee mit der wortkargen Rolle der Mumie zufrieden geben, während Cushing den Protagonisten John Banning spielte. Auch hieraus entwickelte man eine erfolgreiche Reihe. Aufgrund  fehlender Variationsmöglichkeiten der Geschichte folgten jedoch nur drei weitere Filme um verfluchte Mullbindenträger: Die Rache des Pharao (1964), Der Fluch der Mumie (1967) und Das Grab der blutigen Mumie (1971).

… aber nicht immer geht es auf

Als nächstes war der Wolfsmensch dran. 1961 ging Der Fluch von Siniestro in die Produktion. Regie führte, wie sollte es anders sein, Terence Fisher. Auf das Duo Cushing/Lee wurde dieses Mal verzichtet, die Geschichte verlangte nach jungem Blut. So ging die tragische Rolle des Leon, der sich in Vollmondnächten in eine reißende Bestie verwandelt, an den bis dato eher unbekannten Oliver Reed. Der Film hatte an den Kinokassen nicht den ganz großen Erfolg seiner Vorgänger und blieb als Folge der einzige Hammer-Film mit Werwolf-Thematik.

1962 wollte man noch einmal zum Angriff auf das Box Office blasen. Das Phantom der Oper nach dem gleichnamigen Roman von Gaston Leroux war so etwas wie das Tafelsilber von Universal. Man hatte ihn bereits zweimal mit überwältigendem Erfolg in die Kinos gebracht. In der Stummfilm-Version von 1925 spielte Horror-Star Lon Chaney Sr. das Phantom. Die zweite  Verfilmung von 1943 mit Claude Rains in der Titelrolle gewann sogar zwei Oscars.

Es heißt, dass kein geringerer als Cary Grant die Hauptrolle übernehmen sollte. Der Hollywood-Star liebäugelte seinerzeit damit, eine Rolle in einem der Horrorfilme des Studios zu spielen. Denn die Filme von Hammer waren in den USA hip, der „heiße Scheiß“. Selbst die Kritikern nahmen sie weit wohlwollender auf als zuhause in England. Jedoch kam das Engagement nicht zustande. Somit griff man auf Herbert Lom zurück – der heimliche Star von Das Rätsel der unheimlichen Maske ist aber Michael Gough, der als hassenswerter Antagonist Lord Ambrose allen die Show stiehlt.

Alles Gute hat mal ein Ende

Die meisten der oben genannten Fortsetzungen realisierte Hammer Films ohne den amerikanischen Studioriesen. 1965 beendeten Hammer und Universal die lange Zeit lukrative Zusammenarbeit. Hammer musste sich darauf einen neuen Partner in Übersee suchen. Aber das ist dann eine andere Geschichte…

-> Hammer Horror

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert