Dracula – Restauration eines Klassikers

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Die Dracula-Restauration versetzte Hammer-Fans 2012 in Verzückung. Jahrelang hatte man gehofft und gebangt, dass man vielleicht doch noch ehemals geschnittenes Material findet. Neun Sekunden integrierte man wieder in den Film. Anolis setzte 2017 noch einen drauf und fügte noch einmal weitere drei Sekunden hinzu. Man präsentierte damit die längste erhältliche Fassung von Hammers Dracula weltweit, in einer Edition, die kaum Wünsche offen lässt.

Die Auferstehung der Hammer Films

2007 erhoben sich die Hammer Film Productions aus ihrer Asche, 23 Jahre nachdem die Firma die Produktion eingestellt hatte. Der letzte Spielfilm datiert aus dem Jahr 1979, in den 80er-Jahren verlagerte Hammer seinen Fokus vollständig auf das Fernsehen. Hammer hatte 1968/69 schon in Zusammenarbeit mit 20th Century Fox Television die 17-teilige phantastische Anthologie-Serie Journey to the Unknown produziert. Diese lief in England auf ITV und in den Staaten auf ABC Television. 1980 ging Hammer House of Horror über den Äther, wieder auf ITV, 13 Episoden lang. 1984 folgte noch Hammer House of Mystery and Suspense, dieses Mal wiederum 13 Episoden, jedoch in Spielfilmlänge. Da sich neben ITV auch 20th Century Fox erneut beteiligte, spielte immer ein amerikanischer Schauspieler die Hauptrolle.

Danach verfiel die Firma in einen Dornröschenschlaf, bis 2007 der holländische Produzent John De Mol die Rechte an rund 300 Hammer-Produktionen erwarb. Denn er schmiedete Pläne, das Kult-Studio wiederzubeleben. Seit 2008 produzierten die neugegründeten Hammer Films Studios acht Filme, u.a. den Horror-Hit Die Frau in Schwarz mit dem in der Rolle des „Harry Potter“ berühmt gewordenen Daniel Radcliffe von 2012, der weltweit 127 Mio $ am Box Office umsetzte.

Dracula hält Mina in seiner Hand
Das restaurierte Material der Japan Reels (rechts) fällt von der Qualität etwas ab © Anolis/Studio Hamburg

Die Dracula-Restauration durch das BFI und Hammer Films

Die Nachricht von der Wiederauferstehung des legendären Horror-Studios nahm das British Films Institute BFI zum Anlass, ihren wohl bekanntesten Film, Dracula von 1958, aufwendig zu restaurieren und zeitgemäß in High Definition zu remastern. Der Horror-Klassiker erstrahlte nun in neuem Glanz und konnte so eine weitere Generation von Vampir-Fans begeistern. Doch damit nicht genug. Was nun folgte, kam einem Paukenschlag gleich und versetzte die immer noch große Fangemeinde des Films in Ekstase: Hammer kündigte für 2012 eine teilweise wiederhergestellte Version des Films an, in die sie die seinerzeit von britischen Zensoren beanstandeten und deshalb gekürzten Szenen, zumindest die aus dem letzten Drittel, integrieren würden.

Die vollständige, unzensierte Fassung des Films galt über Jahrzehnte als verloren, da solches Material damals nicht archiviert wurde. Doch in Japan entdeckte der britische Autor Simon Rowson im National Museum of Modern Art in Tokyo die letzten vier Rollen der ursprünglichen Fassung. Einst lagerte hier auch eine, zwar durch tausende Aufführungen stark verschlissene, aber vollständige Kopie des Films. Allerdings fielen die ersten fünf Rollen 1984 einem Feuer zum Opfer. Nur die Rollen 6 bis 9, was ungefähr den letzten 36 Minuten entspricht, konnten gerettet werden. Das Löschwasser beschädigte sich jedoch noch weiter. Es sind nur wenige Einstellungen, 7 Sekunden neues Material, die man aufwändig restaurierte, an das BFI Master anpasste und in den Film integrierte. Für Dracula-Fans war es allerdings der heilige Gral.

Mediabook Cover A in Rot und Grün
Das Mediabook im stylischen Cover A © Anolis/Studio Hamburg

Die Veröffentlichung von Anolis

Die Dracula-Restauration inklusive der neuen neun Sekunden war Anolis nicht genug. Um den deutschen Fans etwas einmaliges zu bieten, nahm man sich die Japan Reels noch einmal vor. Als Resultat der Bemühungen schlugen drei weitere Sekunden Film-Material zu Buche, die ihren Weg zurück in den Film fanden. Zusammen mit dem bereits in der englischen Veröffentlichung von Lionsgate und eigenen exklusiven Extras schnürte man ein mehr als zufriedenstellendes Gesamtpaket für die Fans.

Kollege Dia Westerteicher hat auf Evil-Ed auch ein paar Worte zur Anolis Veröffentlichung geschrieben. Die Mediabooks und die Amaray sind natürlich schon längst vergriffen, werden teils sehr teuer gehandelt. Varianten von Studio Hamburg in Deutschland (abgespeckt) oder Lionsgate im UK kosten weniger. Allerdings fehlen hier die zusätzlichen drei Sekunden, die Anolis aus dem Material herauskitzelte.

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