Sandro Cacciatore, Zombies Made in Italy

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Von der schlurfenden Bedrohung bis zum hyperaktiven Strahlenopfer – In  Zombies Made in Italy – Der italienische Zombiefilm von 1979 bis 1988 befasst sich Sandro Cacciatore mit der Welle an bluttriefenden Horrorfilmen, die die italienische Kinolandschaft und darauf folgend auch die deutschen Videotheken flutete.

Zombies Made in Italy in Theorie und Praxis

Der Autor hat das 147-seitige Buch zweigeteilt.  Zuerst beschäftigt Sandro Cacciatore sich mit der Entwicklung des italienischen Genrefilms allgemein. Er stellt den Zombiefilm als eines der prägnanten Motive des naturalistischen Horrorfilms an sich und des italienischen im speziellen heraus. Im Anschluss daran bespricht er die wichtigsten Filme des Subgenres und nimmt Herangehensweisen, Mittel und Motive auseinander.

Erster Teil

Hierin findet sich ein Abriss der Geschichte des modernen Zombiefilms. Der Autor zeigt den Weg auf, wie der naturalistische Horror Einzug ins Kino hielt, geht auf die Weiterentwicklung des Horrorfilms in den 70er-Jahren ein. Daraus begründet er die Entwicklung des italienischen Horrorfilms von den frühen Anfängen Ende der 50er bis in die 70er. Hierbei wandte sich das italienische Genrekino immer mehr hin zum Surfen auf Wellen von Trends, was in Werken Ausdruck fand, die sich schon nahe an der Grenze zum Plagiat bewegten.

Hierzu teilt er die Geschichte des italienischen Zombiefilms in drei Phasen ein. Das ist im Ganzen nur so ausführlich, wie es für den folgenden Teil, den eigentlichen Hauptteil von Zombies Made in Italy, nötig ist. Auch wenn Sandro Cacciatore ein Gespür dafür beweist, was prägnant und wichtig ist, fallen die angeführten Beispiele, auf denen seine Schlussfolgerungen fußen, etwas dürftig aus. Was aber nicht heißt, dass diese falsch wären. Dieser erste Teil des Buches nimmt auch nur ein Drittel des Gesamtvolumens ein.

Zweiter Teil

Im zweiten Teil von Zombies Made in Italy geht es dann an die konkreten Beispiele. Die wohl fünfzehn populärsten italienischen Zombiefilme werden beleuchtet und eingeordnet. Den Anfang verortet der Autor schon bei der frühen italienisch-spanischen Koproduktion DAS LEICHENHAUS DER LEBENDEN TOTEN (1974). Die eigentliche Welle starteten dann die Nutznießer des Erfolgs von George A. Romeros ZOMBIE (1978): Lucio Fulciws WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES (1979) und folgende Filme wie DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN (1980) von Bruno Mattei und Produzent Claudio Fragasso. Die markantesten späten Ausläufer markierten mit ZOMBIE III (1988) und AFTER DEATH (1989) dann abermals zwei Produktionen Fragassos.

Diese Besprechungen bieten interessante Interpretationsansätze, wobei der Autor einräumt, dass man in einige der Werke sicherlich mehr hinein interpretieren kann, als es von den Machern vorgesehen war. Cacciatore stellt treffend fest, dass die meisten der Filme trotz ihrer naturalistischen Aufarbeitung zumeist noch dem Gothic Horror verhaftet sind. Ein Hauptaugenmerk gilt zum einen der sexual-pathologischen Komponente des sich Einverleibens in den Fressorgien der Zombies. Zum anderen deutet er die Gewaltakte mancher Filme als Versinnbildlichung der Alpträume ihrer Protagonisten.

Er arbeitet heraus, dass ein Film wie DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES (1981) von Andrea Bianchi auf durchaus guten Ansätzen fußt, aber durch die exploitative Ausschlachtung seines Sujets und Inkompetenz in Schauspiel wie Inszenierung gnadenlos scheitert, wogegen ein GROSSANGRIFF DER ZOMBIES (1981) von Umberto Lenzi trotz der kommerziellen Herangehensweise über seine Intention hinaus weit besser funktioniert, als er eigentlich sollte. Und natürlich, dass Lucio Fulci unbestritten der sowohl fleißigste als auch begabteste Filmemacher dieser Welle war.

Fazit zu Zombies Made in Italy

Im Großen und Ganzen gehe ich dabei mit dem Autor durchaus konform, auch wenn ich hier und da die Gewichtung der Argumente etwas anders verteilen würde. Aber das ist ja auch nur eine subjektive Auslegung der Versuche, diese Filme kontextuell einzuordnen. Insgesamt ein lesenswertes Buch, mit 147 Seiten nicht ausufernd lang. Es geht inhaltlich schon deutlich mehr in die Tiefe, als es viele vergleichbare Artikel aus dem Print- und Online-Bereich i.A. auch nur versuchen. Wer sich also gerne mit italienischen Zombiefilmen beschäftigt, ist bei Zombies Made in Italy an der richtigen Adresse. Man bekommt einen guten Einblick in die Funktionsweisen von Horror allgemein und dieser Art Zombiehorror im Speziellen. Und bei einem Preis von nicht einmal drei Euro für die Kindle-Version kann man sowieso nichts dabei falsch machen.

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